Embryotransfer
Nach der Befruchtung mittels IVF oder ICSI/IMSI, erfolgt die Blastozystenkultur. Dabei wird auch die Qualität der Blastozysten bewertet, um zu entscheiden, welche später in die Gebärmutter (Uterus) übertragen werden. Sollten noch vitale Embryonen mit ausreichender Qualität verbleiben, so werden sie mit unserem aseptischen Vitrifikationssystem tiefgefroren, um sie für einen späteren Transfer zu verwenden.
Die Rückgabe der befruchteten Eizelle erfolgt idealerweise am fünften, manchmal auch am 6. Tag der Embryonalentwicklung (Blastozysten-Stadium), was jenem Zeitpunkt entspricht, an dem ein Embryo bei natürlicher Fortpflanzung vom Eileiter in die Gebärmutter gewandert ist und sich dann dort einzunisten beginnt (siehe „Blastozystenkultur„). Nach der Auswahl der Embryonen wird der Fokus auf die optimale Technik der verschiedenen Schritte des Embryonentransfers gelenkt. Der optimale Embryotransfer setzt Erfahrung und Technik voraus, um dem Embryo atraumatisch und an dem bestmöglichen Ort in der Gebärmutterabzulegen
Ablauf
Im Regelfall stellt sich ein Embryotransfer als völlig unkompliziert dar. Mit einem dünnen und biegsamen Kunststoffschlauch (Katheter) wird der Embryo durch die Scheide (Vagina) und den Muttermund (Cervix uteri) vorsichtig in die Gebärmutter (Uterus) eingebracht. Dieser Vorgang dauert nur wenige Minuten und verläuft im Allgemeinen schmerzlos und erfordert daher auch keine Betäubung. Nach dem Embryotransfer bleibt die Frau einige Minuten in Rückenlage liegen und kann anschließend nach Hause entlassen werden.
Unsere Vorgangsweise beim Transfer hat sich aus jahrzehntelanger Erfahrung entwickelt. Vor dem Transfer (meist im Vorzyklus) wird eine Sondenlängen-Messung durchgeführt. Dadurch soll der Kontakt mit dem Gebärmutterfundus (Gebärmutterdach) und dadurch ausgelöste Kontraktionen oder Verletzungen vermieden werden. Gleichzeitig kann bei der Sondenlängenmessung eine Zervixstenose (Verengung oder ein Verschluss des Durchgangs des Gebärmutterhalses, dies entspricht dem unteren Teil der Gebärmutter) erkannt werden, die gegebenenfalls auch eine Zervixdilatation nötig macht. Der eigentliche Transfer der Embryonen erfolgt zwischen 0,5 und 1,5 cm unterhalb des Fundus.
Möglichkeiten des Transfers
Bei einem Transfer gibt es die Möglichkeit des Transfers im natürlichen Zyklus oder im „artifiziellen“ (künstlichen) Zyklus. Die Medikamenteneinnahme vor und nach dem Transfer sollte stets nach Anweisung des Arztes erfolgen.
Gründe für einen Abbruch vor dem Transfer
Der Transfer kann oder sollte nicht stattfinden, wenn:
- Keine verfügbaren Embryonen zu Verfügung stehen. Gründe hierfür kann ein komplettes Fertilisierungsversagen sein oder darin begründet, dass der /die Embryonen sich nicht bis zum Tag 5 oder 6 weiterentwickeln
- Inadäquat aufgebautes Endometrium
- Störung der embryonalen-endomtrialen Synchronisation (z.B. bei verzögerter Embryonalentwicklung.
- Pathologien, die den Implantationsprozess stören könnten (z.B. Polypen; Myome; Verwachsungen oder eine Serometra
- Pathologien, die den Implantationsprozess stören könnten (z.B. Polypen; Myome; Verwachsungen oder eine Serometra
- Bei Gefahr eines auftretenden ovariellen Hyperstimulationssyndromes, kurz OHSS
Eigene Studien zeigen, dass eine Beseitigung uteriner Pathologien und eine optimale embryonale-endometriale Synchronisation der Schlüssel sind um etwa unerwünschte Effekte wie eine Tubengravidität (Eileiterschwangerschaft) zu verhindern.
Können vorhandene Embryonen aus den oben genannten Gründen nicht im gleichen IVF-Zyklus transferiert werden, können diese bei entsprechender Mindestqualität auch vitrifiziert werden und im Rahmen eines Kryozyklus transferiert werden (Kryotransfer). Gleiches gilt natürlich auch für überzählige Blastozysten, die im Rahmen einer IVF-Therapie entstehen (siehe Single Embryo Transfer SET)
Single Embryo-Transfer
„Viel hilft viel“ Dieses Motto gilt ganz sicher nicht bei der Anzahl der transferierten Embryonen. Die Übertragung von mehr als einer Blastozyste erhöht die absoluten Schwangerschaftschancen nur unwesentlich. Dafür steigt die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft deutlich und damit die verbundenen Schwangerschafts- und Geburtsrisiken. In jedem Fall ist diese Art von Schwangerschaft mit einem höheren Risiko für Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen verbunden als eine Einlingsschwangerschaft.
Diese Risiken beinhalten unter anderem:
- Frühgeburtlichkeit
- Niedriges Geburtsgewicht
- Schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (Bluthochdruck)
- Präeklampsie
- Schwangerschaftsdiabetes
- Fetale selektive intrauterine Wachstumsretardierung
Auch das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft oder eines „Late-onset OHSS“ ist beim Transfer mehrerer Embryonen erhöht.
Dabei kann jedes dieser hier aufgeführten Risiken allein schon enorme Gefahren für Mutter und Kind mit sich bringen.
Auch bestimmte Risiken wie Fehlbildungen des Uterus, eine vorausgegangene Geburt mit Kaiserschnitt (Sectio), eine Zervixinsuffizienz, usw. können einen SET zwingend vorgeben.
Ebenso wichtig zu wissen: Jede Schwangerschaft ist immer auch ein enormer Stresstest für den Körper. Diese Herausforderungen sind mit fortschreitendem Alter weniger gut zu bewältigen.
Um die Risiken und Folgen (für Mutter und Kind) einer möglichen Mehrlingsschwangerschaft zu minimieren, richten wir in unseren IVF-Zentren die Behandlung danach aus, möglichst einen sogenannten „Single Embryo-Transfer“ (SET) durchzuführen. Das bedeutet, im Vorfeld optimale Bedingungen zu schaffen, damit nur ein Embryo mit hohem Einnistungspotential transferiert wird. Dazu gehören viel Erfahrung, optimierte Therapieansätze, modernster Labortechniken, sowie eine individuell abgestimmte Medikation.
Schweiz Aktuell
Das Bundesgesetz über die medizinisch unterstützte Fortpflanzung (FMedG) legt derzeit keine Höchstgrenze für die Anzahl der zu übertragenden Embryonen fest. Wie viele Embryonen übertragen werden sollen, wird vom betroffenen Paar und vom Fortpflanzungsmediziner bzw. von der Fortpflanzungsmedizinerin gemeinsam entschieden und formal in einer Einwilligungserklärung dokumentiert. Zur Anzahl der zu übertragenden Embryonen gibt die Schweizerische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin aber Empfehlungen ab die je nach weiblichem Alter, Risikofaktoren und Prognose ein bis max. zwei Embryonen zum Transfer empfehlen.
In Schweden konnte durch den Einsatz eines elektiven SET die Mehrlingsrate nach IVF auf weniger als
3 Prozent gesenkt werden – bei nahezu gleich hoher Geburtenrate wie nach Übertragung mehrerer Embryonen.
Wichtig anzumerken ist, dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft mit der Anzahl der Embryotransfers steigt (kumulative Schwangerschaftsrate). In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich die Fortpflanzungsmedizin rasant weiterentwickelt. Blastozystenkultur und Kryokonservierung mittels Vitrifikation sind mittlerweile der Dreh- und Angelpunkt einer modernen Single-Embryotransfer-Strategie bei der überzählige, entwicklungskompetente und nicht für den Transfer verwendete (überzählige) Embryonen eingefroren werden. Unser Ziel ist es mit möglichst nur einer Stimulation Ihr Familienglück zu realisieren.
Einnistung des Embryos
Die Einnistung des Embryos in der Gebärmutter (Implantation) ist ein sehr komplexer Vorgang, der nicht aktiv unterstützt oder erzwungen werden kann. Medizinisch gesehen heißt das, man kann lediglich versuchen, mit wissenschaftlich erprobten Methoden, die optimalen Bedingungen für eine Einnistung zu gewährleisten.
Dazu gehören:
- Vorab die Beseitigung endometrialer/uteriner Pathologie, die sich negativ auf die Einnistung auswirken könnten
- Angepasste Protokolle zum Schleimhautaufbau im artifiziellen Zyklus
- optimierter Transfer – dazu gehört auch eine exakte Messung der Gebärmutterlänge um den Embryo „passend abzulegen“
Was sie tun können:
- Übermässige körperliche Anstrengung wie das schnelle und schweres Heben von Lasten sollten unmittelbar nach einem Transfer vermieden werden
- Auch die Einnahme bestimmter Genussmittel insbesondere Rauchen und Alkoholkonsum sollten unterlassen werden. Dies gilt auch für den Zeitraum nach Eintritt einer Schwangerschaft. Alkohol und Nikotin haben wissenschaftlich erwiesen deutlich negative Auswirkungen auf die Kindesentwicklung und schwerwiegende Langzeitfolgen für den Nachwuchs!
- Stressvermeidung. Auch wenn die wissenschaftliche Datenlage hierzu „sehr dünn“ ist- schaden kann es sicher nicht
Begleitmedikation
Um den Zeitraum der Follikelpunktion wird für einige Tage ein Antibiotikum verabreicht, um das das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten.
Nach der Follikel–Punktion und dem anschließendem Embryo-Transfer muss die bei einer IVF-Therapie eine natürlich auftretende Gelbkörperschwäche (Corpus Luteum Insuffizienz), durch Progesteron-Gaben korrigiert werden. Dies erfolgt bis zum Nachweis einer positiven Herzaktion (klinische Schwangerschaft). Anschließend wird Progesteron intravaginal bis zur 12ten Schwangerschaftswoche weiter verabreicht. Gegebenenfalls ist es sinnvoll, die Medikation noch länger in die Schwangerschaft fortzuführen. Diese Medikation sollte individuell mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden. Zusätzlich muss Östrogen in Tablettenform (Progynova) ebenfalls für eine gewisse Zeitdauer eingenommen werden (auch wenn erhöhte Östrogenwerte nach einer Stimulation natürlicherweise vorhanden sind). Nur so kann eine Maximierung des Erfolgs erreicht werden. Bei einer nachgewiesenen Schilddrüsen–Unterfunktion sollten die gesamte Schwangerschaft hindurch Schilddrüsen–Medikamente (Eltroxin, L-Thyroxin, Euthyrox) eingenommen werden. Eventuell sind zusätzliche Medikamente erforderlich, um etwa das Risiko und die Folgen einer Überstimulation (OHSS) zu minimieren. Individuell könnten auch andere Medikamente verschrieben werden. Die Details dazu sind mit dem/der behandelnden Gynäkologin/Gynäkologen zu besprechen). Eine genaue Beschreibung der verordneten Medikamente erhält jedes Paar in Form eines Merkblattes und eines individuell abgestimmten Therapieplanes.
Schwangerschaftstest
Ein Schwangerschafts-Urin-Schnelltest kann etwa zwei Wochen nach dem Embryotransfer gemacht werden. Die verordneten Medikamente sollten Sie dabei bitte weiter nach Therapieplan einnehmen. Auf keinen Fall diese eigenmächtig absetzen! Sowohl bei einem positiven als auch negativen Schwangerschaftstest sollten Sie unser Zentrum kontaktieren. In Folge wird das weitere Vorgehen besprochen, wie z.B. ein Termin zur Blutabnahme, weitere Medikamenteneinnahme, der nächste Kontrolltermin usw.