Für die Frau
Die Gynäkologie befasst sich mit der Gesundheit der Frau – insbesondere des weiblichen Sexual- und Fortpflanzungstraktes. Dabei ist die Gynäkologie ein breit aufgestellter Bereich der Medizin, der auch umfangreiche Kenntnisse im Bereich der Endokrinologie, der Genetik und nicht zuletzt der Reproduktionsmedizin erfordert.
Gleichzeitig erfordert die Gynäkologie wie auch die „moderne Reproduktionsmedizin“ eine enge interdisziplinäre Vernetzung in andere medizinische Fachbereiche wie Pathologie, Chirurgie und auch der Psychologie um eine optimale Versorgung bei Vorsorge, Diagnose und Therapie zu gewährleisten.
Eine Kryokonservierung von Gameten (Ei- oder Samenzellen) und Embryonen gehören heute zum Standardrepertoire einer renommierten Kinderwunschklinik und stellt die wesentlichen Dreh- und Angelpunkte der Reproduktionsmedizin dar.
Zu Beginn der Reproduktionsmedizin, war die Kryokonservierung weitgehend auf Spermien und gelegentlich auf bestimmte Embryonalstadien beschränkt.
Mit der Etablierung und Einführung effizienter Vitrifikationstechniken bleibt die Qualität und Funktionalität auch über den Gefrier-Auftauprozess hinaus erhalten.
Die Erfolgsraten bei verwendeten kryokonservierten Zellen entsprechen denen von frischen (nicht-kryokonservierten) Gameten und Embryonen.
Die aus technischer Sicht nahezu unbegrenzte Lagerung ermöglicht auch in bestimmten Situationen und Lebenslagen, die Fruchtbarkeit langfristig zu erhalten und mit eigenen Ei- oder Samenzellen eine Schwangerschaft zu einem späteren Zeitpunkt zu verwirklichen.
Eine Eizell- bzw. Samenvorsorge kann klare medizinische Gründe haben (sogenanntes Medical Freezing). Gründe hierfür sind ein akuter drohender Fertilitätsverlust aufgrund bestimmter Erkrankungen oder fertilitätsgefährdenden medizinischen Eingriffen („Medical Freezing“).
Die Fortschritte in der Reproduktionsmedizin, wie auch die signifikante Zunahme der Überlebensraten bei vielen malignen Erkrankungen, sowie die zunehmende Indikationserweiterung haben dazu geführt, dass der Fertilitätsprotektion eine immer bedeutendere Rolle zukommt. Aber auch eine Kryokonservierung von Gameten und Verschiebung des Kinderwunsches aufgrund bestimmter sozioökonomischer Aspekte stellt eine Fertilitätsprotektion dar (sogenanntes “Social Freezing”). Dabei ist dieser Begriff teilweise irreführend. Längst lässt sich nicht immer eindeutig zwischen einem “Medical” und “Social Freezing” unterscheiden. Dies gilt insbesondere bei bestimmten nicht-maligen Konditionen wie bei einer Endometriose oder Trägerschaft einer balancierten Translokation. Hier können die Kinderwunschchancen mit fortschreitendem Alter deutlich reduziert sein. Tatsächlich hat der überwiegende Anteil an Eizell- oder Spermienvorsorgebehandlungen eine klare medizinische Indikation.
Fertilitätscheck für Sie
Wieviel Zeit bleibt mir zur Erfüllung des Kinderwunsches?
Im Durchschnitt erreichen 20–25% der Frauen die Menopause im Alter von 50 Jahren. Jedoch lange vorher nimmt die Ovaraktivität und damit die Fertilität ab und die Konzeptionschancen sinken rapide. Treten irreguläre Zyklen, eine Oligo- oder Amenorrhoe ein ist es zumeist schon zu spät. Die Fertilitätsabnahme ist altersbedingt-aber immer individuell!
Neben der individuellen genetischen Konstitution, Lebensstil und bestimmten Umwelteinflüssen können auch bestimmte Erkrankungen die ovarielle Reserve beeinträchtigen.
Eine vom 1000 Frauen kommt vor dem Erreichen des 30. Lebensjahres in eine vorzeitige Menopause und etwa eine von 100 Frauen erleidet eine vorzeigte Menopause vor dem 40. Lebensjahr.
Der Fertilitätscheck auch Fruchtbarkeitscheck für die Frau dient der Abklärung grundsätzlicher Fertilitätstörungen bzw. der Untersuchung der Eizellreserve. Dieser gibt Auskunft darüber ob und inwieweit ausreichend Eizellen für eine zukünftige Schwangerschaftzur Verfügung stehen. Gerade in Anbetracht, dass heutzutage viele Frauen erst zu einem späteren Lebensabschnitt schwanger werden möchten, ist die frühzeitige Untersuchung des Hormonhaushaltes und die Bestimmung der Eizellreserve über 3D-Sonographie extremwichtig.
Auch nach Fertilitäts-beeinträchtigten medizinischen Massnahmen wie Chemo- oder Radiotherapie sowie chirurgischen Eingriffen am Ovar ohne vorausgegangene Fertilitätsprotektion sollte die verbliebene Fertilitätsreserve bei bestehendem Kinderwunsch überprüft werden.
Der Fertilitätscheck beginnt mit einem ausführlichen Gespräch im Rahmen der Erhebung Ihrer Familien- und persönlichen Anamnese sowie einer körperlichen Untersuchung mit der Bestimmung des „Antralen Follikel Counts“ -kurz AFC durch eine transvaginale 3D-Sonographie, gegebenenfalls einer Blutabnahme mit anschließender Blutuntersuchung mit Hormonbestimmung.
Der Fertilitätscheck gibt Ihnen die Sicherheit und nötigen Informationen über Ihre aktuelle bzw. zukünftige Fruchtbarkeit und gibt Ihnen auch die Möglichkeit über Massnahmen wie Fertilitätsprotektion, IVF oder andere Alternativen nachzudenken.
Mehr auch unter: 3D Sonographie
Eizellvorsorge
Dem Elternglück heute schon den zukünftigen Weg bereiten
Die Fertilität einer Frau ist auf natürliche Weise begrenzt. Am Mitte 30 sinken die Erfolgschancen einer natürlichen Konzeption und es steigt die Fehlgeburtenrate. Die ovarielle Reserve nimmt ab und gleichzeitig nehmen chromosomale Fehlverteilungen in den Oozyten zu.
Aber auch unvorhergesehene Lebensschicksale, z.B. bestimmte Erkrankungen und/oder deren Therapie können vorzeitig zu einer Sub- oder Infertilität führen.
Eine Eizellvorsorge eröffnet einer Frau Möglichkeiten, auf Wunsch eigene Eizellen sicher einfrieren zu lassen und „einzulagern“. Diese Maßnahme kann also in verschiedenen Situationen zum Erhalt der Fruchtbarkeit beitragen. Bei den Indikationen sowie der Lagerungsdauer sind immer die jeweiligen aktuellen gesetzlichen Bestimmungen zu beachten. Wir beraten wir Sie hierzu gerne.
Mögliche Gründe für eine Eizellvorsorge beinhalten etwa:
- Erkrankungen oder genetischen Konditionen, die zu einer prämaturen Ovararialinsuffizienz (POI) führen (z.B. Turner-Syndrom)
- Familiäre Prädisposition für ein POI
- Erkrankungen, die eine gonadotoxische Therapie erforderlich machen (z.B. Strahlentherapie, Chemotherapie)
- Erkrankungen, die Operationen am Ovar erfordern, und mit einem abzusehenden einem Fertilitätsverlust einhergehen (z.B. Endometriose mit ovarieller Beteiligung oder eine Ovarektomie
- Trägerschaft einer Translokation oder monogenetische Erkrankung, die eine Präimplantationsdiagnostik indizieren, jedoch ein aktueller Kinderwunsch noch nicht gegeben ist
- Aktuelle berufliche oder private Situation, wie etwa ein aktuell fehlender (fester) Lebenspartner
Gerade auch der letzte Punkt mag eine gewichtige Rolle spielen. Nach einer, 2014 veröffentlichten Studie nannten 49% der befragten Patientinnen als Motivationsgrund sicher mehr Zeit geben zu können den passenden Partner zu finden. Interessant auch: fast zwei Drittel der Befragten sahen die Eizellvorsorge als eine Art „Versicherung“ gegen eine drohende zukünftige Unfruchtbarkeit
Beitrag auf unserem Blog Eigene Eizellen einfrieren – Warum, Wann, Wie?
Wie funktioniert die Kryokonservierung von Eizellen?
1. Vorbereitung
Vor jeder Eizellvorsorge erfolgt ein ausführliches Beratungsgespräch, eine gynäkologische Untersuchung, eine Hormonanalyse sowie die Abklärung der Serologie (Infektionsparameter).
2. Stimulationsphase
Eine gezielte Hormonbehandlung stimuliert die Eierstöcke, um mehrere Follikel heranwachsen zu lassen. Dieses Wachstum wird mittels dreidimensionalen Ultraschalls, auch 3D-Sonografie genannt genaustens kontrolliert und damit der optimale Zeitpunkt für die Eizellentnahme bestimmt. (siehe “ ovarielle Stimulation“). WICHTIG: Eine sichere Verhütung einer aktuell nicht geplanten Schwangerschaft ist ab dem Beginn der Stimulationsphase bis zur nächsten Regelblutung absolut nötig.
3. Eizellentnahme
Die Entnahme der Eizellen erfolgt unter Ultraschallsicht mittels Follikelpunktion durch die Scheide. Dies ist ein kurzer Eingriff, welcher in den meisten Fällen in einem leichten schmerzfreien Dämmerschlaf (Sedoanalgesie) durchgeführt wird.
(mehr Infos)
4. Tiefgefrieren der Eizellen
Die gewonnenen Eizellen werden mittels aseptischer Vitrifikation innerhalb eines geschlossenen Vitrifikationssystems tiefgefroren und bei -196 Grad Celsius in einem Stickstofftank sicher und keimfrei gelagert. (mehr Infos)
5. Auftauen und Befruchtung
Ist der Zeitpunkt für eine Kinderwunschbehandlung gegeben, so werden die eingefrorenen Eizellen im IVF-Labor aufgetaut und mit dem Samen des Partners befruchtet (siehe „assistierte Reproduktionstechniken“).
Wie groß sind die Erfolgschancen?
Der Erfolg einer Kinderwunschbehandlung ist von vielen Faktoren abhängig.
Dazu gehören nicht nur die Erfahrung und Kompetenz der behandelnden Ärzte und des IVF-Labors, sondern auch die persönliche Anamnese. Prädiktiv sind zwei wesentliche Faktoren für den Erfolg. Die Anzahl der gewonnenen Eizellen, sowie das Alter bei der Eizellentnahme. Beide Faktoren sind nicht unabhängig voneinander zu betrachten. Wie viele Eizellen werden für eine folgende, erfolgreiche Kinderwunschtherapie benötigt? Dies hängt auch von individuellen anamnestischen Parametern ab.
Mit zunehmendem Alter sind oft mehr Eizellen erforderlich, um eine Lebendgeburt zu erreichen. Geschätzt wird, dass im Durchschnitt 20 Eizellen optimal sind, um eine Schwangerschaft herbeizuführen, wobei die Mindestzahl ungefähr bei acht bis zehn liegen sollte
Bereits lange vor der Menopause, ab etwa Mitte des 4. Lebensjahrzehnts (35 Jahre) nimmt nicht nur die Anzahl und Qualität der Eizellen ab, und nehmen chromosomale Fehlverteilungen (Aneuploidien) in den Eizellen zu. Es herrscht auch weitgehend Konsens darüber, dass die Erfolgschancen am besten sind, wenn die Eizellentnahme vor diesem Zeitpunkt erfolgt. In diesem Falle sind die Chancen auf Schwangerschaft und Geburt hoch -unabhängig vom Zeitpunkt des Embryotransfers.
Wissenswertes
Nach den 2020 veröffentlichten Richtlinien der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) ist lediglich die Vitrifizierung von Eizellen und die Kryokonservierung von Embryonen als etablierte Optionen für eine Fertilitätsprotektion anzusehen, während die Kryokonservierung von Eierstockgewebe immer noch als innovative Methode und IVM als experimentelle Methode eingestuft werden.
Gibt es auch Risiken?
Nichts im Leben ist ohne Risiko. Die gilt auch für alle reproduktionsmedizinischen Maßnahmen. Die gute Nachricht die Risiken sind äusserst gering. Durch die hormonelle Stimulation kann gelegentliches ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS) ausgelöst werden. Dies verläuft im Regelfall milde, gelegentlich ist eine medizinische Intervention erforderlich. Abgesehen von der hormonellen Stimulation und den damit verbundenen Beschwerden ist auch anzumerken, dass Schwangerschaften im höheren Alter mit einem größeren Risiko für Komplikationen (z.B. Präeklampsie. Schwangerschaftsdiabetes oder Schwangerschaftshypertonie) verbunden und körperlich anstrengender sind als in einem jüngeren Alter. Eine engmaschige gynäkologische und geburtshilfliche Betreuung ist bei einer möglichen Risikoschwangerschaft aus unserer Sicht daher immer anzuraten.
Sicherheit an erster Stelle
Bei jeder Behandlung in unseren IVF-Zentren stehen neben der Beachtung der gesetzlichen Vorgaben und Wahrung ethischer, sowie medizinischer Grundsätze immer das Patientenwohl und die Gesundheit aller Beteiligten im Vordergrund. Deshalb beginnt die Eizellvorsorge immer mit einem persönlichen Arztgespräch. Dieses beinhaltet u.a. eine fundierte Aufklärung zur aktuellen Gesetzeslage, den Erfolgschancen, den Kosten sowie zum Ablauf und möglichen Risiken der in Anspruch genommenen Therapie.
Nachdem die Behandlung abgeschlossen ist, und die Eizellen erfolgreich entnommen und tiefgefroren wurden, erfolgt die Aufbewahrung nach modernsten Sicherheitsstandards. Die maximale Aufbewahrungsdauer richtet sich dabei an den gesetzlichen Vorgaben
Eizellen und Spermien dürfen nur maximal fünf Jahren konserviert werden. Auf Antrag der Person, von der sie stammen, wird die Konservierungsdauer um maximal fünf Jahre verlängert. Ausnahmen davon sind nur bei klarer medizinischer Indikation möglich. Die Nationale Ethikkommission der Schweiz hat ihrer Stellungnahme zum “Social Egg Freezing” (Nr. 28/2017) auf die Problematik der Befristung der Aufbewahrung von Keimzellen hingewiesen und deren Aufhebung gefordert